Argument 6
Kreislaufwirtschaft: Das Konzept für
eine nachhaltige
und regenerative Wirtschaft
In einer Kreislaufwirtschaft sind Produkte langlebig, reparierbar und wiederverwertbar. Es gibt in Deutschland zahlreiche Projekte und Initiativen zur Schließung von Stoffkreisläufen, z.B. im Baubereich. Die Vision ist, schadstofffreie, langlebige und nachnutzbare Baustoffe zu verwenden. Biokunststoffe aus Abfallprodukten sind ein weiteres Beispiel für die Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft.
Ob Kreislaufwirtschaft, „cradle-to-cradle“, ziruläres Wirtschaften oder Circular Economy – gemeint ist ein regeneratives Wirtschaftssystem, in dem Güter und Rohstoffe möglichst lange oder sogar dauerhaft im Wirtschaftssystem gehalten werden. Produkte sollen langlebig und reparierbar sein. Die EU plant deshalb ein Recht auf Reparaturfähigkeit.¹ Nach einer langen Nutzungsdauer sollen die im Produkt enthaltenen Materialien wiederverwendet, also stofflich verwertet werden. Primärrohstoffe sollen auf diese Weise eingespart oder im besten Fall sogar vollständig durch wiedergewonnene Sekundärrohstoffe ersetzt werden.
Stoffkreisläufe schließen
Eine Kreislaufwirtschaft beschränkt sich also bei weitem nicht auf die Entsorgung von Abfällen. Inzwischen gibt es in Deutschland zahlreiche Projekte und Initiativen, die sich mit der Schließung von Stoffkreisläufen beschäftigen. In Berlin zum Beispiel gibt es seit rund 2011 das Haus der Materialisierung, in dem verschiedene Initiativen und Institutionen zu diesem Themenbereich forschen, praktizieren und arbeiten.² Unter dem Label „cradle-to-cradle“ können kreislauffähige Produkte zertifiziert werden.³ Eine Cradle-to-Cradle-NGO verbreitet mit Fortbildungen und Events den Kreislaufgedanken und entwickelt ihn weiter.⁴ Das Projekt DiText erforscht Möglichkeiten einer kreislauffähigen Bekleidungsindustrie,⁵ und in Hannover steht ein Recyclinghaus, bei dem gebrauchte Bauteile und Recyclingbeton verbaut wurden.⁶
Stoffkreisläufe branchenübergreifend
Vor allem im Bausektor ist das Potenzial für eine Kreislaufwirtschaft enorm. Schließlich ist der Baubereich für über 55 Prozent des Abfallaufkommens in Deutschlands verantwortlich.⁷ Material und Bauteile könnten recycelt oder weiter genutzt werden. Jedoch stößt diese Vision in der Praxis an ihre Grenzen, schon weil viele Gebäude nicht demontierbar gebaut sind. Deshalb soll die Wiederverwendbarkeit künftig schon beim Bau mitgedacht werden. In zirkulär geplanten Gebäuden sollen nur schadstofffreie, langlebige und vollständig nachnutzbare Baustoffe eingesetzt werden.
Ein anderes Beispiel sind Biokunststoffe aus Abfallprodukten. Geforscht wird aktuell an der Nutzung von Abfallprodukten für die Herstellung von Biokunststoffe. Casein beispielsweise fällt als Abfallprodukt in der Lebensmittelwirtschaft an und wird bisher kaum genutzt. Diese Beispiele zeigen die Bandbreite der Möglichkeiten, um Stoffkreisläufe zu schließen – auch über Branchen hinweg.
Mehr zum Argument
Zirkuläres Bauen
Beschreibt die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen, also die Wiederverwertung von Ressourcen.
Quellennachweise
- Europäische Kommission/Vertretung in Deutschland (2023): Kampf gegen Wegwerfgesellschaft: Kommission will Recht auf Reparatur (aufgerufen: 18.04.23)
→ Zur Quelle - Haus der Materialisierung (2023): Wo Material eine Geschichte erzählt (aufgerufen 18.04.23)
→ Zur Quelle - Braungardt, Michael (2023): Cradle to Cradle – Ein Design Konzept, welches uns von der Natur lernen lässt (aufgerufen 18.04.23)
→ Zur Quelle - Cradle to Cradle (2023): So geht morgen: Gestalte kreislauffähig. Produziere gesund. Denke positiv (aufgerufen 18.04.23)
→ Zur Quelle - DiTex (2022): Von der Faser zur Faser – Textilien im Kreislauf führen (aufgerufen 18.04.23)
→ Zur Quelle - Cityfoerster architecture+urbanism (2020): Recyclinghaus (aufgerufen 18.04.23)
→ Zur Quelle - Umweltbundesamt (2022): Abfallaufkommen (aufgerufen 18.04.23)
→ Zur Quelle
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6.
Kreislaufwirtschaft: Das Konzept für eine nachhaltige und regenerative Wirtschaft
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