Argument 2

Gestaltungsräume nutzen: Warum müssen ökonomisch, ökologisch, sozial und demokratisch zusammen gedacht (und gehandelt) werden?

Die UN-Nachhaltigkeitsziele haben viele Berührungspunkte miteinander, und entsprechend müssen sie oft zusammen gedacht und umgesetzt werden. In der Praxis überwiegen häufig ökonomische Aspekte. Um die allgemeine Entwicklung auf einen nachhaltigen Pfad zu bringen, wird daher eine Stärkung der Ordnungspolitik diskutiert. Hingegen stellen andere Wirtschaftsmodelle die planetaren Grenzen des Wachstums in den Vordergrund und weisen der Wirtschaft eine eher dienende Rolle zu.

Die natürlichen Lebensgrundlagen erhalten, den sozialen Zusammenhalt und die Demokratie stärken, Bildung, Wissenschaft und Innovation voranbringen, die Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern wie auch die gesellschaftliche Teilhabe und demokratische Mitbestimmung stärken, Hunger und Armut auf der Welt beseitigen – die Ziele für ein nachhaltiges Zusammenleben auf der Erde sind vielfältig. Und sie hängen eng miteinander zusammen.

Nachhaltigkeit: Antwort auf multiple Krisen

Den Weg zu mehr Nachhaltigkeit haben die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen (UN) in der Agenda 2030 mit 17 Zielen definiert (Sustainable Development Goals, kurz SDGs).¹ Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie orientiert sich an diesen 17 globalen Zielen und definiert Nachhaltigkeit als Antwort auf die aktuellen, multiplen Krisen.² Anhand von 75 Indikatoren misst das statistische Bundesamt die Fortschritte und veröffentlicht alle zwei Jahre einen Fortschrittsbericht.³ Wirtschaftliche Belange werden insbesondere im Ziel 12 „Nachhaltiger Konsum und Produktion“ sowie im Ziel 8 „Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“ in einem größeren Zusammenhang gesehen. In der Tagespolitik sei die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie zu wenig wirksam, kritisiert der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU).⁴ 

 

Ordnungspolitik zentral für Veränderungen

Nachhaltigkeit heißt, heute so zu leben und zu wirtschaften, dass die Möglichkeiten künftiger Generationen nicht beschnitten werden. Unser Planet Erde mit seinen Ressourcen ist endlich. Schon 1972 hat sich der Club of Rome kritisch mit den Folgen des ständigen Wachstums von Weltbevölkerung, Industrie, Rohstoffverbrauch, Nahrungsmittelproduktion und Umweltverschmutzung auseinandergesetzt. Dass trotz dieser Warnungen seither nicht ausreichende Schritte in diese Richtung gegangen wurden, hat auch mit dem Bedeutungsverlust des Ordnungsrechts in den letzten drei Jahrzehnten zu tun, in denen vor allem auf rein marktwirtschaftliche Kräfte gesetzt wurde. Aus diesem Grunde hat das Bundeswirtschaftsministerium in ihrer „Wettbewerbspolitischen Agenda bis 2025“ Ordnungspolitik „als zentralen Bestandteil einer ökologisch-sozialen Marktwirtschaft“ in den Mittelpunkt gerückt, um so eine grundlegende Änderung des Wirtschaftens einzuleiten.

Transformation: sozial gerecht

Diese Transformation hin zu einer sozial-ökologischen Wirtschaft muss sozial gerecht ausgestaltet werden: Finanzielle Belastungen für die Verbraucher*innen können beispielsweise durch steuer- und sozialpolitische Maßnahmen ausgeglichen werden; Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten sind auszubauen, um die Menschen an den Chancen zu beteiligen und sie für ein aktives Mitwirken beim nachhaltigen Umbau zu gewinnen.

Vertreter*innen der Gemeinwohlökonomie und der Commons-Bewegung machen sich dagegen für ein Wirtschaftsmodell stark, in dem die Berücksichtigung der planetaren Grenzen im Mittelpunkt steht und das Wirtschaften dem Ganzen im Sinne der 17 Nachhaltigkeitsziele dienlich ist.⁵ Wachstum und Wohlstand gibt es trotzdem, unsere derzeitigen Bemessungsmaßstäbe sind jedoch anzupassen. Der Österreicher Christian Felber entwickelte mit der „Gemeinwohlökonomie“ eine praktische Anleitung zum Umbau der Wirtschaft. Mehr als 2.000 Unternehmen und Institutionen folgen diesem Ansatz bereits; darunter bekannte Firmen wie der Outdoor_Spezialist Vaude⁶ und der Saftproduzent Voelkel⁷, aber auch erste Kommunen wie Breklum und Klixbüll.

Mehr zum Argument

Auf nachhaltigen Pfaden wandeln

Gemeinsam verändern.  

Quellennachweise

  1. United Nations (2023): Department of Economic and Social Affairs Sustainable Development, 17 Goals (aufgerufen 13.01.2023)
    → Zur Quelle
  2. Bundesregierung (2022): Grundsatzbeschluss 2022 zur Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie (aufgerufen 13.01.2023)
    → Zur Quelle
  3. Destatis (2023): Indikatoren der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie (aufgerufen 13.01.2023)
    → Zur Quelle
  4. Sachverständigenrat für Umweltfragen (2019): Demokratisch regieren in ökologischen Grenzen – Zur Legitimation von Umweltpolitik (aufgerufen 19.10.2023)
    → Zur Quelle
  5. Gemeinwohl-Ökonomie Deutschland e. V. (2023): Mission und Geschichte (aufgerufen 13.04.23)
    → Zur Quelle
  6. VAUDE Sport GmbH & Co. KG (aufgerufen 24.10.23)
    → Zur Quelle
  7. Voelkel GmbH (aufgerufen 24.10.23)
    → Zur Quelle
Quellen anzeigen